Heute – verzeiht es mir – ohne große Worte, denn falls es wer noch nicht bemerkt hat, ist das Wetter gerade unverschämt gut und es treibt mich nach draußen. Also, hier der obligatorische heutige Artikel, morgen lesen wir uns wieder!
Devil’s Knot
Im Schatten der Wahrheit
Devil’s Knot, USA 2013, 114 Min.
© Senator/Universum Film
Regisseur:
Atom Egoyan
Autoren:
Paul Harris Boardman (Drehbuch)
Scott Derrickson (Drehbuch)
Mara Leveritt (Buch-Vorlage)
Main-Cast:
Colin Firth (Ron Lax)
Reese Witherspoon (Pam Hobbs)
in weiteren Rollen:
Dane DeHaan (Chris Morgan)
Mireille Enos (Vicki Hutcheson)
Bruce Greenwood (Judge Burnett)
Elias Koteas (Jerry Driver)
Stephen Moyer (John Fogleman)
Alessandro Nivola (Terry Hobbs)
Amy Ryan (Margaret Lax)
Genre:
Biografie | Krimi | Drama
Trailer:
Inhalt:
© Senator/Universum Film
Im Memphis des Jahres 1993 brechen drei Kinder in Richtung Wald auf, kehren jedoch nie zurück und werden alsbald brutal ermordet in dem sumpfigen Waldstück aufgefunden. Pam Hobbs, Mutter eines der Jungen, lässt sich von der Woge aus Schmerz, Wut und Trauer hinwegtragen, bis sie sich fängt, um schließlich von der Justiz Gerechtigkeit zu verlangen. Die religiöse Gemeinde wiederum nimmt diesen Akt der Gewalt zum Anlass, eine regelrechte Hexenjagd vom Zaun zu brechen und eine Handvoll Jugendlicher zu verdächtigen, die ob ihres Auftretens den Bewohnern der Ortschaft schon immer suspekt gewesen sind, was wiederum den Privatdetektiv Ron Lax auf den Plan ruft, denn auch wenn der nicht unbedingt von der Unschuld der Jungen überzeugt ist, sieht er doch, mit welch rechtschaffenem Zorn gegen die vermeintlichen Quertreiber vorgegangen wird und setzt sich instinktiv für deren Recht ein, doch das Pulverfass aus Trauer, Wut, Angst und Unverständnis droht längst überzukochen…
Rezension:
Der auf dem gleichnamigen Bestseller basierende, den realen Fall der "West Memphis Three" behandelnde Devil’s Knot – Im Schatten der Wahrheit ist für mich ein extrem zweischneidiges Schwert gewesen, denn einerseits versteht es Regisseur Atom Egoyan – der mir zuvor nur durch den doch enttäuschenden The Captive ein Begriff war – vortrefflich, vom ersten Moment an eine bedrückende und fesselnde, ungemein dichte Atmosphäre zu erschaffen, andererseits verzettelt er sich zusehends in den vielen Fragmenten des Falles, wirft Namen und Figuren ins Geschehen, ohne dass sämtliche Zusammenhänge deutlich würden oder man dem Treiben noch vollumfänglich folgen könnte, so dass sich das Filmerlebnis in seiner Gänze dann doch sehr durchwachsen gibt. Vor allem aber wirkt es zuweilen so, als würden sich einzelne Teile des Films beinahe unabhängig voneinander entwickeln, so dass es beispielsweise nur wenige Zusammentreffen zwischen den beiden Hauptfiguren und -darstellern gibt und der Ermittler Ron Lax mit der trauernden Mutter Pam Hobbs kaum Screentime teilt und noch weniger Worte wechselt.
© Senator/Universum Film
Natürlich mag das auch alles den realen Umständen und den im Buch geschilderten Zusammenhängen geschuldet sein, doch erwartet man jedes Mal, es würde mehr passieren, als dass lediglich bedeutungsschwangere Blicke getauscht würden, doch wird bis kurz vor Schluss in dieser Beziehung enttäuscht, wobei der Schluss selbst auch nicht jedermanns Sache sein dürfte, denn dass auch Devil’s Knot mit einer Handvoll Texttafeln zum Ende findet, dürfte in Anbetracht der wahren Hintergründe kaum überraschend sein und gehört wohl mittlerweile zum guten Ton, doch sind es die vielen offenen Fragen, die ungeklärten Punkte, die losen Enden, die manch einen Zuschauer verärgern dürften, wobei mir dieser Punkt als Alleinstellungsmerkmal des Films noch eher gut gefallen hat und eben wirklich wie aus der Realität gegriffen wirkt, wo man ja auch kein perfektes, alles erklärendes und auflösendes Ende geliefert bekommt. Nach rund zwei Stunden investierter Zeit mag das für manch einen aber zu dürftig sein.
Loben darf man allerdings wieder einmal die Darsteller und sowohl Colin Firth (Magic in the Moonlight) als Ron Lax wie auch Reese Witherspoon (Mud) in der Rolle der Pam Hobbs wissen zu gefallen, während sich mit der Beteiligung von Darstellern wie Bruce Greenwood oder auch Stephen Moyer (True Blood) das Geschehen spätestens ab der Mitte auch mehr und mehr zum Gerichtsthriller mausert, derweil insbesondere Dane Dehaan (The Place Beyond the Pines) wieder einmal mit intensivem Spiel in einer wenn auch kleinen Rolle länger in Erinnerung bleibt. Hauptproblem bleibt also, dass auch die Verhandlungen am Gericht nicht durchgängig spannend bleiben, weil hier so viele Zeugen und vermeintliche Beweise vorgelegt werden, dass zwar einerseits der damalige Tumult und die fragwürdigen Ermittlungsmethoden schön herausgearbeitet werden, man aber nicht immer weiß, wer oder was da von wo hervorgezaubert worden ist und das ist zuweilen schon regelrecht irritierend, zumal darüber auch die Charakterisierung der Figuren oft eher fragmentarisch gerät.
© Senator/Universum Film
So bleiben bei Devil’s Knot im Grunde ein spannender Ansatz und eine überzeugende Besetzung, während das eigentliche Geschehen in vielerlei Hinsicht schockierend und unfassbar sein mag, doch der nicht durchgängige Spannungsbogen und das thematisch überladen wirkende Handlungskonstrukt, das sich vielleicht in mancherlei Hinsicht durchaus mehr Freiheiten in Bezug auf die wahre Geschichte hätte erlauben können, um ein stringenteres Filmerlebnis zu erschaffen, lassen leider auch gehörig Potential ungenutzt. Entsprechend bleibt der Film dann auch leider weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, überzeugt aber immerhin atmosphärisch.
Fazit & Wertung:
Regisseur Atom Egoyan widmet sich in Devil’s Knot – Im Schatten der Wahrheit dem realen Fall der "West Memphis Three" und baut zunächst ein vielversprechendes und atmosphärisches Setting auf, doch der schiere Wust an Spuren, Zeugen, Lügen und falschen Fährten lässt den Film ungemein überladen wirken, während es Egoyan weitaus mehr Freude zu bereiten scheint, den medialen Tumult und die aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen zu sezieren, was zwar seinen eigenen Reiz haben mag, die Story in letzter Konsequenz aber reichlich überfrachtet und zuweilen wenig konsistent wirken lässt, woran dann auch die namhaften DarstellerInnen nicht zu rütteln wissen.
5,5 von 10 fragwürdigen Verdachtsmomenten
Devil's Knot - Im Schatten der Wahrheit
- Fragwürdige Verdachtsmomente - 5.5/10
5.5/10
Fazit & Wertung:
Regisseur Atom Egoyan widmet sich in Devil’s Knot – Im Schatten der Wahrheit dem realen Fall der "West Memphis Three" und baut zunächst ein vielversprechendes und atmosphärisches Setting auf, doch der schiere Wust an Spuren, Zeugen, Lügen und falschen Fährten lässt den Film ungemein überladen wirken, während es Egoyan weitaus mehr Freude zu bereiten scheint, den medialen Tumult und die aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen zu sezieren, was zwar seinen eigenen Reiz haben mag, die Story in letzter Konsequenz aber reichlich überfrachtet und zuweilen wenig konsistent wirken lässt, woran dann auch die namhaften DarstellerInnen nicht zu rütteln wissen.
5.5/10
Leser-Wertung7.25/10(4 Stimmen)
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Devil’s Knot – Im Schatten der Wahrheit ist am 12.12.14 auf DVD und Blu-ray bei Senator im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!